Meine Meinung zur Hängepartie zum Nutzungsverzicht am Possenwald

„Denk ich an den Possenwald in der Nacht, so bin ich um den Schlaf gebracht!“
So könnte man in Abwandlung eines Heine-Verses aus „Deutschland ein Wintermärchen“ auch fabulieren. Es wäre zum Lachen, wenn es nicht so traurig wäre. Sicherlich gibt es in der Koalition in Erfurt schwierigere Probleme, aber gerade das tragikomische Tauziehen um die Stilllegung oder Nichtstilllegung von Teilen des Hainleite-Possenwaldes scheint die wohl schwierigste Frage zu sein, die bereits seit vielen Monaten nicht völlig entschieden ist.
Nach langen und schmerzhaften Geburtswehen wurde im November 2017 endlich ein Kompromiss geschlossen, der beinhaltet, dass die ursprünglichen Pläne aufgegeben wurden, 2500 Hektar forstlich genutzten Buchenwald, d.h. Nutzwald, in eine Wildnis umzuwandeln, in meinen Augen also in einen „Nutzloswald“. Aber nach nunmehr einem vollen Jahr steht immer noch nicht fest, welche der festgelegten 1000 Hektar Nutzwald aus der Nutzung zu nehmen sind, welche 500 Hektar Erholungswald werden sollen und welche Restfläche den Forstleuten für die Holzernte und für die nachhaltige Kultivierung bleiben. Bis Juni 2017 sollte diese Entscheidung laut Pressemitteilung der Ministerien dauern, aber jetzt haben wir November 2018 und immer noch nicht ist eine endgültige Festlegung dazu erfolgt bzw. bekannt.
Ob das wohl daran liegt, dass sich beide Ministerien (eins mit Grünen für die Umwelt zuständig und das andere für die so genannte „grüne Zunft“ verantwortlich, nicht „grün“ sind? (wie der Volksmund sagt!).
Mir reicht es langsam. Ich bin der Ansicht, dass es nun endlich Zeit wird, klare Verhältnisse zu schaffen. Wenn man schon so mutig ist, in der Sondershäuser Umgebung weitere 1000 Hektar Nutzwald der Nutzung zu entziehen (tausende Hektar blockiert bereits die Armee), so sollte wenigstens Klarheit darüber geschaffen werden, wo (wenn schon unter den derzeitigen politischen Verhältnissen nicht vermeidbar) der Nutzungsverzicht erfolgen soll und wo der geringstmögliche wirtschaftliche Schaden entsteht. Denn dass 1000 Hektar Nutzungsverzicht etwa 15 Millionen wirtschaftliche Einbuße verursachen werden, ist wohl unstrittig. Ist es denn gar so schwer, sich dazu durchzuringen, den Vorschlägen des Vereins „Statt Urwald Kulturwald am Possen und Hainleite e.V. (veröffentlicht im Januar 2018 in der TA und nochmals vorgestellt und begründet im April 2018 auf der Konferenz auf dem Possen) anzuschließen?
Ich bin nach wie vor der Ansicht, dass Kulturwald – sei es Erholungswald oder nachhaltig genutzter Forst – aber auch eine nicht forstlich, aber touristisch nutzbare Fläche, in der lediglich die Säge ruht und die Holzabfuhr eingestellt ist, die beste Option wäre, wenn Augenmaß und gesunder Menschenverstand die Oberhand haben.
Es wäre schön, wenn das derzeitige Possenspiel ein Ende hätte und eine Entscheidung getroffen würde, bei welcher wirtschaftliche Nutzung, Erholung, sanfter Tourismus und Naturschutz gleichrangig wären bzw. gleichrangig behandelt würden.
Geschieht das nicht, so wie jetzt, so leidet nicht nur der Wald, der Tourismus und der Naturschutz, sondern auch die Boden- und Baudenkmale wie der Aussichtsturm auf dem Spatenberg. Der verfällt weiter und die herrliche Aussicht vom Rondell und dem Bismarckturm wachsen zu.
Muss das wirklich sein?

Peter Morich, Sondershausen